Die ideale Industriestadt der Moderne?

Abstract

In der Zwischenkriegszeit entstand in Mähren, zirka 150 Kilometer nordöstlich von Wien, die moderne industrielle Planstadt Zlín. Der Grund lag in der Expansion des zum weltweit agierenden Schuhimperium aufsteigenden Unternehmens Baťa. Tomáš Baťa und später sein Halbbruder Jan Antonín Baťa setzten konsequent die bei ihren USA-Aufenthalten kennen gelernten Erkenntnisse von Ford und Taylor um und ermöglichten damit entscheidende Steigerungen der Produktion. Zunächst werden mit Howards Gartenstadt, Garniers „Cité industrielle“, Le Corbusiers „Ville contemporaine“ und den Projekten der CIAM die Positionen moderner Stadtplanung dargestellt. Danach wird das System Baťa mit all seinen für die Mitarbeiter ambivalenten Implikationen diskutiert. Als angestellte Architekten prägten František Lýdie Gahura und Vladimír Karfík die Stadt maßgeblich. Während die Industriebauten und kommunalen Bauten in Form von genormten, modularen Stahlbetonskelettbauten ausgeführt wurden, entstanden die Wohnhäuser in den Arbeitersiedlungen in Ziegelbauweise. Die städtebauliche Gestaltung Zlíns wird Le Corbusiers unausgeführten Entwürfen für Zlín sowie den zeitgenössischen Traditionen gegenübergestellt. Das zentrale Verwaltungsgebäude und ebenso andere wichtige Großbauten wie zum Beispiel Kino, Kaufhaus oder Schule werden sowohl im Hinblick auf die Architektur als auch auf die sozialen Funktionen betrachtet. Das Kapitel „Absatz, Marketing und Kommunikation“ beleuchtet die zentral geplante Außendarstellung des Unternehmens. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die corporate architecture der modernen Geschäftshäuser sowie die Medien Film und Plakat gelegt. Das letzte Kapitel skizziert die Transition Zlíns über die kommunistische Ära bis zur Gegenwart und geht auf die Strategien der Stadtverwaltung ein, die Stadt neu zu positionieren und Nachnutzungen für die ehemals industriell genutzten Gebäude zu finden.